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Tag 5 - die Arche auf dem Weg nach Kassel. Was wäre der Hirte ohne seinen Stab?

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Dieser Tag sollte noch so einiges Schweres für uns im Gepäck haben! Beata, die seit dem ersten Tag tapfer wandert und noch die komplette Strecke bis Ravensburg vor sich hat, hatte heute Morgen schwer zu kämpfen: Sie wachte mit Schwindel auf. Der Kreislauf spielte verrückt und sie war völlig fertig. Sie hatte kaum Kraft weiter zu laufen und musste nach den ersten drei Kilometern von Manfred mit dem Auto eingesammelt werden. Außerdem stellten wir fest, dass sie schon ziemlich viel abgenommen hat und so verpassten wir ihr auf der Stelle eine Tüte Studentenfutter, mit der Ulrike uns nebst anderer bester Verpflegung am Vorabend versorgt hatte. Wir hoffen, dass Beata schnell wieder zu Kräften kommt und dass sie durchhält.

Nach einer netten Stärkung im Café Lindenhof in Bethel ging es weiter. Doch eine halbe Stunde später stellten wir fest, dass wir unseren sehr bedeutsamen Hirtenstab nicht bei uns hatten. Wer hatte ihn stehen lassen und vor allem wo? Ohne ihn wollten wir nicht weiter, hatten wir ihn doch eigens von Bence aus Tecklenburg geschnitzt bekommen und bei der Aussendung zur Begleitung und Stütze bekommen. Also kehrten wir um. Gott sei Dank hat niemand die Bedeutung des Stabes erkannt, er wartete geduldig im Schirmständer des Lindenhofes auf uns und wurde stürmisch von uns begrüßt.

Die nächste Laufetappe startete auf dem Dörnberg, in der Nähe von Kassel. Ziel war nun das Haus von Astrids Familie. Auch diese war verreist, aber wieder einmal konnten wir auf das Beziehungsnetz um uns herum bauen und wir sollten noch herzlich und mit Herzhaftem empfangen werden. Doch erst einmal mussten die nächsten 15 km zurückgelegt werden.

Der Weg, den Astrid uns ausgesucht hatte, führte uns durch die schöne und abwechslungsreiche Landschaft des Habichtswaldes. Die Halfensteine lockten uns schon von Weitem. Manfred und Odilo konnten dem nicht widerstehen. Der Berg rief! Die Gipfelstürmer waren dann nach einem letzten Winken von der Felsenformation herab dann für zwei Stunden nicht mehr gesehen. Doch für den Ausblick lohnte sich das Durchschlagen durch das feuchte Gebüsch und die Rutschpartie über „Stock und Schlamm“.

Wir waren dann jedoch alle froh, als wir uns unten im Tal glücklich wiedertrafen. Passender Weise lag nun eine Bäckerei am Wegesrand. So konnten wir der nahenden, dunklen Wolkenwand für die Weile eines Kaffees (und einer Pflastererneuerung an Odilos wundem Fuß) entkommen. Mit Blick auf die Uhr sattelten wir dann doch wieder unsere Rucksäcke, zogen die Kapuzen tief in die Stirn und los.

Ein Glück passte Detlef auf den Pilgerstab auf, sodass er nicht erneut liegen blieb. Noch mehr Umwege wollten wir heute nicht mehr in Kauf nehmen. Durch tiefgrünen und tropfenden Laubwald und am Steinbruch entlang ging es weiter. Am Waldesrand eröffnete sich der Blick auf eine riesige Wiese. Die letzten Regentropfen hatten sich im Gras verfangen und glitzerten von der nun herausgekommenen Sonne bestrahlt. Über allem war nun die Statue des Herkules am Horizont zu erkennen.

Unser nächstes Teilziel war der Schlosspark Wilhelmshöhe, was nicht umsonst zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Wir waren sehr beeindruckt. Jedoch drückten nun auch die Schuhe (Anne ist die nächste stolze Trägerin eines Blasenpflasters.) und in einem ziemlich angezogenen Tempo stapften wir zielstrebig gen Abendbrot, warmer Dusche, trockenen Sachen und den Matratzen entgegen.

Es ist erstaunlich, wie man beim Unterwegs-Sein auf grundlegende Themen geworfen wird. „Wo und wann winkt die nächste Stärkung?“, aber auch „Wo und vor allem worauf werden wir schlafen?“ sind doch existentielle Fragen des Lebens, oder? Das vergessen wir in dem ganzen Alltagstrott so schnell. Toll ist, wie wir solche Dinge zu schätzen lernen.

Die Begrüßung durch die Freundin von Astrids Familie war heute Abend eine Wohltat. Wir haben viel mit ihr gelacht und freuen uns schon darauf, wenn sie nächste Woche dann sogar mit uns läuft.

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